ADER Nordmann. Paris. COLLECTION BRIGITTE ET ROLAND BROCA.

45 « Kürzlich schrieb mir der Theateragent Michaelson aus Berlin mit Schreck darüber, daß von Ihnen der Tannhäuser auf dem Krollschen Theater gegeben werden sollte: er hätte dagegen schon im Sinne gehabt, diese Aufführung auf dem Wilhelmstädter Theater durch die Leipziger Gesellschaft zu vermitteln. Hierauf antwortete ich ihm, daß ich meine Eiwilligung zu solch einer Aufführung weder der Leipziger Gesellschaft noch sonst irgend jemand geben würde, sondern lediglich Herrn Wallner, weil er Sie zum Musikdirektor und Meffert zum Tannhäuser habe; daß in Ihnen und Meffert meine Garantie liege, und niemand anders, außer Liszt, mir dieselbe Garantie bieten könnte. Ich bat ihn, er solle dies soviel wie möglich öffentlich machen. […] Michaelson hat mir allerdings einen Floh ins Ohr gesetzt, nämlich was die Größe der Bühne betrifft : diese soll bei Kroll doch sehr klein, bei der Wilhelmsstadt dagegen bei weitem geräumiger sein. Ich gestehe, daß ich kürzlich gern durch Herrn Meffert erfuhr, es sei Aussicht da, daß Herr Wallner sich mit der Wilhelmsstadt, statt mit Kroll einige : ich glaubte, Sie hatten nun in Berlin an Ort und Stelle ebenfalls gefunden, daß Krolls Theater zu klein sei, und daraufhin seien Unterhandlungen mit der Wilhelmsstadt angeknüpft worden. Aus Ihrem heutigen Brief ersehe ich nun, daß dem nicht so ist : ich möchte jetzt wohl wissen, ob Sie das Krollsche Theater wirklich groß genug befinden, oder ob es mit dem Wilhelmsstädter Theater aus anderen Gründen nicht mache. – Verstehen wir uns nun recht ! Ich nehme mein Wort nicht zurück ; das Aufführungsrecht des Tannhäuser für Berlin soll für diesen Sommer einzig Herrn Wallner bleiben, und künftig nur das Hoftheater dieses Recht noch gewinnen können ; jedoch wünsche ich ausdrücklich, daß – wenn es irgendeine Möglichkeit sei – die Aufführung auf dem Wilhelmsstädter, und nicht auf dem Krollschen Theater stattfinde. Geht dieses nun durchaus nicht, und glauben Sie es verantworten zu können, den Tannhäuser auf der Krollschen Bühne trotz ihrer Kleinigkeit zu geben, so will ich endlich auch von diesem Wunsche abstehen, wenn dagegen für alle Fälle folgende Punkte von Herrn Direktor Wallner mir kontraktlich zugesichert werden : 1. Die Aufführungen des Tannhäuser auf dem FriedrichWilhelmsstädter oder auf dem Krollschen Theater dürfen nur unter Ihrer (des Musikdirektor Rudolph Schöneck) Leitung stattfinden, sowie nur Herr Meffert, und kein anderer Sänger die Partie des Tannhäuser singen darf, außer es geschähe dies mit Ihrer besonderen Bewilligung. .../...

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